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Elterninformation

Wenn Ihr Kind Ihnen mitteilt, dass es gerne Sportschießen möchte, dann sollten bei Ihnen nicht gleich die Alarmglocken läuten. Es ist verständlich, wenn Sie aufgrund von Ereignissen in Deutschland oder in den USA (Amokläufe in Bayern, Baden-Württemberg, Colorado, Thüringen oder Virginia) besorgt sind. Waffen sind nun einmal gefährlich und erfordern daher einen qualifizierten Umgang. Messer sind dies jedoch genauso und es ereignen sich immer wieder Unfälle, mitunter auch unter Gewalteinfluss. Trotz dieser Tatsachen und Pressemeldungen werden Messer aber nicht aus der Küche verbannt. Hier müssen im Umgang Regeln für sichere Handhabung eingehalten werden.

Vorsicht und Bedacht zeichnet Sie als verantwortungsbewusste Eltern aus, wenn es um das Wohl Ihrer Kinder geht. Informieren Sie sich am besten direkt vor Ort im Verein und verschaffen Sie sich ein Bild von der Situation bzw. den Bedingungen in der Schießstätte. Treten Sie auch ins Gespräch mit den verantwortlichen Personen. Diese helfen Ihnen mit Sicherheit weiter und können Sie beraten. Damit schaffen Sie sich eine Basis, um gemeinsam mit Ihrem Kind eine vorurteilsfreie Entscheidung zu treffen, ob der Schießsport das richtige ist oder nicht.

Warum Sportschießen?

Der Sport ist mit einem ganzheitlichen Bildungskonzept verbunden, welches Zielsetzungen wie

  • die Einbindung in die Vereinsgemeinschaft,
  • die Erziehung zu Zuverlässigkeit, Verantwortung und Disziplin im Umgang mit dem Sportgerät,
  • das Lernen von gewinnen und verlieren,
  • die Erfahrung der eigenen Grenzen,
  • sowie die Förderung der Motivation, Ausdauer und Willensstärke bei der Zielverfolgung

umfasst. Der sportliche Umgang mit Waffen trägt nicht zur Erhöhung der Gewaltbereitschaft bzw. -disposition von Kindern bei. Es tritt vielmehr eine gegenteilige Wirkung in diesem Zusammenhang ein. Dies ist mitunter darin begründet, dass die Kinder lernen, Verantwortung nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre Umwelt zu übernehmen. Diese Erkenntnisse sind wissenschaftlich (empirisch) belegt. Detailliertere Informationen über die in Deutschland durchgeführten Untersuchungen können Sie dem weiteren Verlauf des Beitrags entnehmen.

Wenn Sie weitere Informationen rund um das Thema Schießsport benötigen, hilft Ihnen evtl. auch unsere allgemeine Rubrik auf unserer Website weiter.

Elterliche Unterstützung

Die Unterstützung Ihres Kindes ist wichtig, sei es bei der Organisation der Ausrüstung, bei den Fahrten bzw. der Begleitung zum Training oder zu Wettkämpfen, etc. Es kann durchaus vorkommen, dass Wettkampftermine Ihre Wochenenden bestimmen. Spornen Sie Ihr Kind an und freuen sich gemeinsam mit ihm oder ihr über tolle Ergebnisse. Spenden Sie jedoch auch Trost, wenn es manchmal nicht ganz nach den Wünschen Ihres Kindes im Wettkampf verläuft. Wichtig ist jedoch, dass Sie die eigenen Erwartungen an Ihr Kind nicht zu hoch stecken. Dies kann dazu führen, dass die Freude am Sport verloren geht.

Studie: Pädagogische Auswirkungen des Schießsports auf Kinder unter 12 Jahren

Die Untersuchung, die den oben genannten Titel trägt, wurde von der Abteilung Problemorientierte Jugendforschung des Instituts für Schulpädagogik und Grundschuldidaktik der Ludwig-Maximilians-Universität München durchgeführt. Den Ausgangspunkt bildete ein Pilotprojekt des Bayerischen Sportschützenbund e.V. Im Zeitraum von zwei Jahren (bis Jahresende 1996) wurde es Kindern ab acht Jahren unter Aufsicht erlaubt, mit Luft-, Federdruck- und CO2-Waffen zu schießen. Die Aufgabe der Abteilung für problemorientierte Jugendforschung war es seit jeher, die Einflüsse des Sports und der Vereinszugehörigkeit auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zu untersuchen. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf das Sucht- und Gewaltpotential gelegt.

Bei der Studie wurde der ganze bayerische Raum einbezogen. Die Kinder zwischen acht und elf Jahren stammten sowohl aus ländlichen Gebieten, als auch städtischen Ballungsräumen. Die Untersuchung umfasste zwei Gruppen. Die Untersuchungsgruppe bildeten jene Kinder, die Mitglied in einem Schützenverein waren. Die Kinder in der Kontrollgruppe waren dies nicht. Ebenso war es für die Schützenkinder Bedingung, dass diese nebenher noch eine weitere Vereinsmitgliedschaft pflegten. Die Daten wurden mittels Fragebogen erhoben. Zusätzlich zu den Kindern wurden auch 41 Elternteile, acht Übungsleiter bzw. Mitglieder der Vereinsleitung und sechs Lehrer befragt.

Aus den gesammelten Daten konnten einige interessante Erkenntnisse gewonnen werden. Es zeigte sich, dass ca. 70% der befragten Jungschützen durch ihre Eltern, Freunde und Verwandte zum Schießsport kamen. In etwa derselbe Prozentsatz sah den positiven Nutzen des Schießsports darin, Freundschaften zu pflegen sowie Spaß und Freude zu erleben. Hinsichtlich der Ängstlichkeit (schulisch als auch schießtechnisch) wurde festgestellt, dass 9% der Kinder große oder sehr große Angst vor dem Training bzw. 7% vor den Wettkämpfen haben. Rund drei Viertel der Kinder in der Untersuchungsgruppe fühlten sich in einer Gruppe eher wohler als alleine. Der Prozentsatz in der Vergleichsgruppe lag mit 92% in diesem Fall deutlich höher. Die Forscher sahen dies darin begründet, dass diese Kinder stärker unter dem Mangel von Geselligkeit leiden.

Des Weiteren zeigte es sich, dass der Schützenverein für 61% der Jungschützen den favorisierten Verein darstellte. Es ließ sich auch deutlich erkennen, dass die Freizeit im Freien für die Kinder eine große Rolle spielte (89%). 71% der Kinder gaben an, mit dem Schützenverein rundum zufrieden zu sein. Hinsichtlich der positiven Seiten eines Schießvereins war das Antwortspektrum breit gefächert (Auswahl):

  • billiges Freizeitvergnügen
  • Selbstbestimmung
  • etwas anderes spielen
  • Ausflüge/Gaudischießen
  • Wettkämpfe
  • Geselligkeit
  • schießen dürfen

Neben diesen allgemeinen Informationen über die Einstellung und Motivation der Kinder rund um den Schießsport, wurden auch Daten über protektive Faktoren sowie die Gewaltdisposition erhoben. Der Vergleich von SchützInnen und nicht SchützInnen ergab keine bedeutenden Unterschiede in diesen Punkten. Dies lässt den Schluss zu, dass der frühe Zugang zu Waffen die Kinder nicht dazu verleitet, diese negativ einzusetzen. Die an der Studie teilnehmenden Schützenkinder sahen die Waffe als neutrales Sportgerät an. Es wurde auch empirisch belegt, dass sich Vereine hervorragend dazu eigenen, die Freizeit mit Gleichaltrigen zu verbringen. Die Angaben der Kinder der Untersuchungsgruppe legten auch offen, dass Freundschaft, Geselligkeit, Spaß und Freude wichtiger waren als der sportliche Erfolg. Die Ausbildung der protektiven Faktoren kann durch das gemeinsame Erleben daher sehr gut gefördert werden.

Die Studie mag schon älter sein, jedoch decken sich die Erkenntnisse mit jenen des Instituts für Rechtspsychologie, Fachbereich Human- und Gesundheitswissenschaften, der Universität Bremen. Diese Informationen, die nachfolgend kurz beschrieben werden, wurden zweier Stellungnahmen von Prof. Dr. Dietmar Heubrock aus den Jahren 2008 und 2009 u.a. zum Gesetzentwurf der deutschen Bundesregierung mit dem Titel "Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Waffengesetzes und weiterer Vorschriften" entnommen.

Untersuchung der Universität Bremen

Die vom Team aus Bremen durchgeführten Untersuchungen bezogen Personen ab 18 Jahren ein. Die Untersuchungsgruppe bildeten in diesem Fall Legalwaffenbesitzer, welche einer Normstichprobe gegenübergestellt wurde. Per Online-Befragung wurden Daten hinsichtlich unterschiedlicher Persönlichkeitsdimensionen erhoben. Diese umfassten beispielsweise Depressivität, Lebenszufriedenheit, Aggressivität oder Gewissenhaftigkeit.

Im Rahmen der Studie konnten keine Auffälligkeiten bei den legalen Waffenbesitzern aufgedeckt werden. Interessant war hingegen die Feststellung, dass das Abschneiden der Untersuchungsgruppe bei den einzelnen Dimensionen meist besser war als bei der Vergleichsgruppe. Daraus konnte die Botschaft abgeleitet werden, dass Legalwaffenbesitzer keine Gefahr die die innere Sicherheit darstellen.

Es besteht daher zwischen einem sachlich begründeten Interesse an Waffen, das sowohl beim Schießsport oder bei der Jagdausübung gegeben ist, und einem psychopathologisch auffälligem Persönlichkeitsprofil kein Zusammenhang. Vermutet wird, dass die psychosoziale Einbindung von Jugendlichen und Heranwachsenden einen protektiven Faktor darstellt. Eine der Kernaussagen ist mitunter, dass der Missbrauch von Schusswaffen durch Jugendliche und Heranwachsende das gleichzeitige Wirken von Personen- und Umgebungsvariablen bedarf. Das reine Vorhandensein der Waffe selbst, löst keinen Impuls zu dessen missbräuchlicher Verwendung aus.

Quellen und weitere Informationen:
Barth, K., & Dreilich, B. (2009). Ich lerne Sportschießen: Bogen - Gewehr - Pistole. Aachen: Meyer & Meyer Verlag.
Heubrock, D. (2008). Stellungnahme zur Öffentlichen Anhörung zum Gesetzesentwurf der Bundesregierung (2. Feb.). http://www.rechtspsychologie.uni-bremen.de/downloads/presse/StellungnahmefuerDeutschenBundestag.pdf
Heubrock, D. (2009). Stellungnahme zur Öffentlichen Anhörung des Sonderausschusses (21. Sept.). http://www.rechtspsychologie.uni-bremen.de/downloads/presse/StellungnahmefuerLandtagvonBaden-Wuerttemberg.pdf
Institut für Schulpädagogik und Grundschuldidaktik, Abteilung Problemorientierte Jugendforschung, Universität München (1996). Pädagogische Auswirkungen des Schießsports auf Kinder unter 12 Jahren. Thalhofen: Bauer-Verlag. (Zusammenfassung: http://www.visier.de/bilder/studiepadagogischeauswirkungen.pdf)